1976er BMW 1502

(B)Immertreu

39 Jahre in einer Hand. Weitere folgen!

Als Michael 1973 bei BMW seine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker antrat, reparierte er die 02-Reihe noch als Neuwagen. Elf Jahre später gönnte der „Kölsche Jong“ sich selbst einen gebrauchten 1502, der nicht lange im Kaufzustand verbleiben sollte.

Kein Chromdekor auf der Flanke – das brachte der abgespeckte 1502 als Basiswagen schließlich nicht mit.

Das hatte sich der Zweitürer selbst zuzuschreiben, denn die 75 PS des Sechzehnhunderters im 02-Sparmodell überzeugten überhaupt nicht. „Ich hatte schon zuvor einen hergerichteten 02 gehabt, den aber leider kaltverformt. Bevor ich die traurigen Überreste auf den Schrott brachte, habe ich alle noch brauchbaren Teile der Innenausstattung gerettet. Die standen mir nun für den 1502 zur Verfügung“, schildert der Kölner. „Der sollte den Look des legendären 2002 turbo erhalten, nicht aber dessen Zwangsbeatmung. Meinen Mitarbeiterrabatt fleißig ausnutzend, kaufte ich aber Öl- und Wasserkühler, den 70-Liter-Tank sowie die komplette Auspuffanlage vom turbo und einen nagelneuen 2002 ti-Motor. Den trimmte ich zusammen mit meinem Kumpel Reiner, mit dem ich zusammengearbeitet hatte, bis er sich mit Ahrend 02 Tuning selbständig machte, auf Alpina A3-Niveau. Für die Pflicht wurden die Köpfe geplant, die Kanäle poliert und vergrößert, größere Ventile, eine scharfe Nockenwelle, Schmiedekolben und zwei 45er Doppelvergaser eingebaut. Für die Kür hielt ein leichtes Schwungrad vom E9 3.0 CSL Einzug.“

Die feiste Abrisskante stammt aus dem BMW-Regal.

Mit dem Eintrag des 165-PS-Kraftwerks tat sich der TÜV 1984 nicht schwer, verlangte aber die stärkeren turbo-Trommelbremsen an der Antriebsachse. Der bescherte Michael ein ti-Fahrwerk, vorn durften es neben einem Gewindefahrwerk von Fichtel & Sachs Ahrend-Alu-Stützlager mit negativem Sturz sowie Vorspannringe am Achsträger sein. Domstreben desselben Anbieters sorgen vorne wie hinten für mehr Verwindungsfestigkeit. „Mein Wagen hatte damals als einer der ersten die sieben Zoll breiten 15-Zöller im Alpina-Stil eingetragen bekommen. Dazu sind wir extra nach Rülzheim bei Mannheim gefahren. Dort saß die auf Breitbauten spezialisierte Firma KHL Langenberg, die hatte als einzige die nötigen Gutachten und trug uns die für damalige Verhältnisse fetten Walzen mit 195er Pneus wie gewünscht ein. Damit die genug Platz hatten, haben wir Teile vom Radkasten weggeschnitten und zugeschweißt – ich hatte natürlich die entsprechenden turbo-Verbreiterungen besorgt.“

Das Momo-Lenkrad wurde in Wildleder gehüllt und in den Alpina-Farben vernäht.

Am Frontspoiler und der großen Gummi-Lippe fehlte es genausowenig, obendrein hatte Reiner aus seiner Produktpalette die vorderen Kotflügel und die Hauben aus GFK bereitgestellt. Fantastisch – und ein Grund, nach deren Montage den ursprünglich Golf-gelben 1502 bei der Lackiererei Nikolai im BMW-Originalton Anthrazitgrau spritzen zu lassen. „Ich habe mich ganz bewusst für diese Farbe entschieden, denn Weiß und Silber fielen aus: Diese Nuancen trug der 2002 turbo, und ich wollte nicht unnötig den falschen Eindruck befördern, mein Wagen sei einer.“ An Sportsitzen führte kein Weg vorbei, einen schwarzen Dachhimmel lieferte Firma Ballas. Unter dem macht sich ein ganz besonderer Überrollbügel breit, verrät Michael: „Der steckte einst in einem von Reiners 02, Frau Ahrend hatte ihm zum Verdecken der nicht so attraktiven Schaumstoff-Umhüllungen elegante Überzüge aus schwarzem Cord geschneidert. Als der Wagen nach einem Pistenunfall selbst nicht mehr so elegant aussah, trat Reiner den Bügel an mich ab.“

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Die Ahrend-02-tuning-Fronthaube besteht wie ihr hinteres Pendant aus GFK.

Seither ist viel Wasser den Rhein hinuntergeflossen, die Freunde gehörten zu den Gründern des BMW 02 Clubs, setzten ihre Autos sportlich ein und befassten sich beruflich ausschließlich mit ihrer Lieblingsautomarke. Michael hörte mit letzterem zwar zwangsläufig bei Erreichen des Rentenalters 2019 auf, seinen 02 will er jedoch nicht in den Ruhestand schicken. „Dem habe ich 2016 nach einer Trockeneisbehandlung den Unterboden noch einmal richtig schön gemacht, das tat dem Wagen genauso wohl wie meinem Seelenfrieden. Der 02 fährt sich fast 40 Jahre nach seinem Aufbau sportlich-klassisch und ist so agil wie ein Go-Kart. Oft bin ich schon allein wegen des Klangs schneller als normal unterwegs. Ich freue mich immer wieder aufs Einsteigen!“

 

Text: Arild Eichbaum
Fotos: Frank Schwichtenberg

Der M10 im Alpina-A3-Trimm ist mit 165 PS fast so stark wie der turbo.
Es gehört Größe dazu, als Kölner ein Düsseldorf-Radio zu nutzen. Die Musik kommt aus den Pioneer-Lautsprechern, wichtige Informationen von den VDO-Anzeigen.
Bitte mit Stil: Der Heigo-Bügel trägt feine Cord-Bezüge.
Die sieben Zoll breiten Multispeichenräder haben trotz Tieferlegung im Radhaus genügend Platz.

 

 

 

 

 

 

Feature Facts: 1976er BMW 1502

Motor: BMW M10 R4, 1990 ccm; zwei 40er Solex-Doppelvergaser- 165 PS- 2,0-l-Gusskrümmer, 02-turbo-Auspuffanlage

Kraftübertragung: Viergang-Schaltgetriebe; 3,64:1-Übersetzung, Hinterradantrieb

Fahrwerk: vorn Fichtel & Sachs-Gewindefahrwerk, Ahrend-Alu-Stützlager und Vorspannringe am Achsträger, 2002 ti hinten, Heigo-Domstreben

Bremsen: 02-turbo-Bremsanlage mit Alpina-Scheiben vorn und turbo-Trommelbremsen hinten

Räder: King-Multispeiche in 7 x 15 ET12, 5-mm-Distanzscheiben

Reifen: Pirelli „Cinturato P1“ in 205/50 R15

Karosserie: Lackierung in Anthrazitgrau Metallic, 02-turbo-Bodykit; Vorderkotflügel und Hauben aus GFK, DP-Zimmermann-Spiegel

Innenraum: Sandtler-Sportsitze, L-Ausstattung, Momo-Alpina-Lenkrad, Heigo-Überrollbügel; Blaupunkt-„SQR 49“-Radio, Pioneer-Türlautsprecher

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