Traumkombination: BMW 2002 liebevoll „alpinisiert“
Leute aus dem Ruhrgebiet sind direkt, bodenständig, humorvoll und haben eine wunderbare Art zu sprechen. Die Überschrift dieses Beitrags ist ein Beispiel dafür. Sie stammt von Heiko Deuchert aus Hagen, dem Besitzer des hier vorgestellten 2002. Wer wissen möchte, was es mit „Oppa seine Omma“ auf sich hat, sollte weiterlesen.
Wir lösen direkt auf: „Dem Oppa seine Omma“ ist eine dieser typischen Ruhrpott-Redewendungen, die mit einem Augenzwinkern unmittelbar auf den Punkt kommen. In diesem Fall darauf, dass etwas perfekt und dauerhaft zusammenpasst. In Heikos Fall gilt das für seinen BMW und den Opel Ascona A seiner Frau Silvia. „Der heißt bei uns Oppa und gehört schon seit 32 Jahren zur Familie“, erklärt Heiko. Demnach ist der 02er also die automobile „Omma“ im Hause Deuchert.
Alter ist nur eine Zahl – dieser topfitte 02er beweist es!
Die Modellreihe E10 hatte es Heiko schon immer angetan. Im Frühjahr 2014 verliebte er sich bereits zum zweiten Mal in den kultigen BMW. Dabei war seine neue Liebe nicht gerade herausgeputzt, als Heiko ihr zum ersten Mal begegnete. „Der Wagen befand sich in einem desolaten Zustand“, lautet sein unromantisches Fazit, wenn er sich an die erste eingehende Begutachtung in der heimischen Kellerwerkstatt erinnert.
Davon ließ sich der Hagener aber nicht entmutigen, zerlegte den 2002er komplett und rückte dem wuchernden Rost zu Leibe. „Der Ehrgeiz trieb mich an“ – so erklärt Heiko, dass er einen Wiederaufbau durchzog, den viele gar nicht erst begonnen hätten. „Ich benutzte teils originale Karosserieteile, teils musste ich Bleche selbst anfertigen und einschweißen.“ Am Ende hatte er eine gute Karosseriebasis, die er sorgfältig fürs Lackieren vorbereitete. Den Innenraum lackierte er sogar eigenhändig im blauen Original-Farbton „Fjord Metallic“. Die Außenhaut überließ er dem örtlichen Lackierer seines Vertrauens.
Als nächstes rüstete Heiko die Fahrwerkstechnik auf. An Bord kamen Vorder- und Hinterachse sowie die Bremsanlage eines 02er Turbo. Ein KAW-Fahrwerk und Negativsturzplatten von Alpina machen der „Omma“ Beine.
Beim Motor half der Zufall: „Bei BMW-Papst Sigi Welzel, der zwischenzeitlich leider verstorben ist, fand ich einen revidierten und verfeinerten Alpina-Motor, inklusive 5-Gang-Schongetriebe, angepasster Kardanwelle und Schaltkulisse“, freut sich Heiko. Der feine Vierzylinder feierte Hochzeit mit der frisch lackierten Karosserie und erhielt dabei schöne „Geschenke“. Beispielsweise einen Alu-Kühler mit M3-Thermostat, einen zweistufigen E-Lüfter sowie eine passende Abgasanlage mit Alpina-Fächerkrümmer.
Das Alpina-Thema greifen auch die Räder auf. Es handelt sich um originale Alpina-Felgen, die mit 195er Gummis bezogen sind. Innen ließ Heiko die Lederbezüge aufarbeiten und einen neuen Himmel sowie neue Teppiche anfertigen. Zudem tauschte er sämtliche Dichtungen aus und brachte die Zierleisten wieder auf Vordermann. Seit 2018 ist sein 2002er nun mit H-Kennzeichen unterwegs, und wir können nur sagen: Diese Omma ist fit!
Feature Facts 1971er BMW 2002 E10
Motor: M10B20-SOHC-8v-Reihenvierzylinder, 1.990 ccm, Bohrung x Hub in mm: 89 x 90, Alpina-Schmiedekolben, 328°-Kurbelwelle, bearbeiteter Kopf, zwei 45er Weber-Doppelvergaser mit offenen Ansaugtrichtern, Alu-Kühler mit M3-Thermostat, zweistufiger E-Lüfter, Alpina-Fächerkrümmer
Kraftübertragung: Fünfgang-Schaltgetriebe Getrag 240 (aus E30), organische M3-Kupplung, Hinterradantrieb
Fahrwerk: Vorder- und Hinterachse aus BMW 2002 Turbo, KAW-Fahrwerk, Alpina-Negativsturzplatten
Bremsen: innenbelüftete Scheibenbremsen von Vierkolbenbremszangen vorn (2002 Turbo)/250-mm-Trommelbremsen hinten (2002 Turbo), Stahlflex-Bremsschläuche Räder: Alpina-Leichtmetallräder in 15”
Reifen: Tracmax „Privilo TX-3” in 195/45 R15
Karosserie: komplett restauriert, Lackierung in „Fjord Metallic“ (Originalfarbton) Interieur: komplett restauriert, Recaro-Sportsitze aus den 1980er Jahren, Zusatzinstrumentenkonsole von Ireland Engineering, neu bezogenes Petri-Lenkrad, Alpina-Hupenknopf und -Schaltknauf
Danksagungen: Heiko bedankt sich für die Unterstützung bei diesem Projekt bei seiner Frau Silvia, Jakob von Retroracing, Sattlerei Timmers aus Herten, Andreas von KAW, Autodienst Stoye, Lackiererei Engelhardt, dem verstorbenen Sigi Welzel für den Motor und Erwin für ein trockenes Plätzchen für den Zusammenbau.
Text: Bernd Bartels
Fotos: Frank Schwichtenberg
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