Die Oberklasse hatte BMW schon in den 50ern erfolglos zu besetzen versucht, doch erst mit dem 1968 erschienenen E3 war der Grundstein für alle künftigen S-Klasse-Rivalen gelegt. Mit dem Facelift kamen 1971 die sportlichen S-Modelle, von denen eines Michael in seinen Bann zog.
Vater-Sohn-Projekt BMW
Und schon wieder der Herr Papa als Auslöser für die Liebe zum Münchner Automobil – ist das bei anderen Herstellern eigentlich auch so? „Als Kind wurde ich damals schon durch meinen Vater, der auch motorsportbegeistert ist, mit der Marke BMW in Verbindung gebracht. Vor sechs Jahren kauften wird dann gemeinsam einen BMW E30 325i in Berlin, den wir dann nach und nach von Grund auf nach unseren Vorstellungen aufbauten“, schildert Michael seinen Weg zum blau-weißen Propeller. Als der 3er dann bereit für die Straße und gelegentliche Motorsportveranstaltungen wie Slalom und Bergrennen war, kam bei dem Pfälzer schnell Langeweile auf.
Ein guter Bekannter und Schrauberfreund erzählte 2014 beiläufig von seinem E3, den er vor einigen Jahren zu restaurieren begonnen hatte. „Allerdings hatte er das Interesse verloren, den Wagen fertigzustellen. Da er schon mehrere BMW-Klassiker besitzt und er für diesen nicht auch noch Platz hatte, entschloss er sich zum Verkauf des damaligen Flaggschiffes. Dabei habe ich noch gelacht und mich gefragt, welcher Verrückte sich denn solch eine Baustelle aufhalst, bei der das gesamte Fahrzeug zerlegt ist und sich die restlichen Teile in Kartons befinden.“ Ein BMW-Verrückter natürlich, und das war Michael höchstselbst, denn nach reiflicher Überlegung und gründlicher Recherche gab er sich mit Freuden dem Reiz des seltenen 3.0si hin.
Rohkarosserie ohne Brief und ohne Schein
Freunde und Familie schüttelten die Köpfe und fragten bei Ankunft, was er mit einem total zerlegten Auto im Rohkarosseriezustand ohne Brief und Schein nur vorhabe. „Mein Plan stand da bereits, eine klassische BMW Limousine, die nicht an jeder Ecke zu finden ist, mit Airride, schwarzer Innenausstattung, edlen Felgen und dezenter Farbe aufzubauen. Danach folgten drei Jahre voller harter, aber auch schöner Arbeit.“
Im Zuge dessen wurde der BMW von Grund auf restauriert und gleich nach den Ideen des Kfz-Mechatronikers abgeändert. Die Rohkarosse befreite Michael vom Rost, versiegelte sie und ließ sie komplett innen sowie außen in der neuen Wagenfarbe Ferrari „Silverstone Grey metallic” lackieren. Die äußeren Scheinwerfer wurden abgedunkelt, die inneren foliert und die Rücklichter rot lasiert. Sämtliche Achs- und Fahrwerksteile kamen nach einem Besuch beim Sandstrahler in den Genuss einer Pulverbeschichtung sowie neuer Lager. Im Innenraum wurden Alubutylmatten angebracht, um eine standesgemäße Geräuschdämmung zu erreichen.
Interieur BMW 3.0 Si E3
Vordersitzen und Rückbank verpasste ein Sattler derweil neue Bezüge in Originaloptik und fertigte auch einen neuen Teppich an. Gemäß Michaels Vorstellungen wurde das gesamte Interieur komplett in Schwarz gehalten, inklusive des neu angefertigten Himmels. Beim Sortieren der zahlreichen Kartons, in denen die Teile lagerten, stellte der Premenreuther fest, dass sich einige Chromteile oder Dichtungen in einem nicht mehr so guten Zustand befanden. Um jedoch mit der vorhandenen Baustelle weiterzukommen, benötigte er zwingend ein Spenderfahrzeug.
Mehrere Wochen vergingen, um ein passendes Auto aufzutreiben, doch dann fand sich ein weißer E3 mit der schwächsten Motorisierung und total vom Rost zerstörter Karosserie, aber mit strahlendem Chrom und guten Gummidichtungen. Dieser Schlachter ersparte viel Geld und Nerven bei der Ersatzteilsuche. Auch schwer auffindbare Teile waren nun vorhanden, sodass Michael seinen E3 Schritt für Schritt zusammenbauen konnte. „Eine außergewöhnliche Entdeckung machte ich bei meiner Kartondurchsicht – Fußpedale für den Beifahrer. Meine nachfolgenden Recherchen ergaben, dass der Erstbesitzer Fahrschullehrer war und das Fahrzeug in München in seiner eigenen Fahrschule benutzt hatte. Er hatte den Vorgänger des ersten 7ers 30 Jahre lang besessen. Danach ging der E3 noch durch drei Hände, die ihn ziemlich herunterwirtschafteten.“
200 PS waren beim E3 das Maximum
Auch das Kraftwerk – der 200 PS starke Dreiliter-Einspritzer – verlangte nach Aufmerksamkeit. Block und alle generalüberholten Anbauteile wurden sandgestrahlt und neu lackiert, der Zylinderkopf ebenso komplett überholt. Zuletzt wurde der Motor neu gelagert, gehont und abgedichtet. Für mehr Fahrspaß hatte Michael das serienmäßige Viergang-Getriebe gegen eine fünfgängige Schongang-Box aus einem E24 getauscht.
Plangemäß ersetzte ein maßgeschneidertes Airforce-Luftfahrwerk mit Einzelradansteuerung, 20-Liter-Tank und einem Kompressor die Stahlfedern, zudem zogen 36-fach härteverstellbare Stoßdämpfer ein. Über eine Steuerung im Wagen oder per Fernbedienung lässt sich regulieren, wie tief die 17-zölligen BBS „RC 090“ in die Radhäuser eintauchen. Für den gewünschten Chic des Leichtmetalls sorgen polierte und versiegelte Außenbetten, die hübsch mit den schwarzen Felgenschrauben und den in Wagenfarbe gehaltenen Felgensternen kontrastieren.
Doch bis die sich zum ersten Mal drehten, hatte Vater Günther lange und etliche Ersatzteilfahrten übernommen, Alexander Weig stets mit Rat und Tat beigestanden, Opa Johann jegliche Chromteile poliert und Freundin Katrin Brabec trotz gebrochenen Fußes bei den wochenlangen Lackiervorbereitungen geholfen. „Ich danke Euch allen noch einmal ganz herzlich für Eure Unterstützung! Ohne Euch wäre ich meinem Ziel nicht so rasch näher und näher gekommen. Vorerst habe ich dann auch keine neuen Projekte geplant, möchte aber hier und da noch ein paar Feinheiten an dem E3 und dem E30 ändern.”
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